Wie Deutschland wieder Spitze wird
Regina: Hallo, Annika. Schön, dass du dabei bist.
Annika: Hallo, Regina. Ich freue mich sehr. Vielen Dank für die Einladung.
Regina: Ja, Das wird hoffentlich ein spannendes Gespräch zum Thema künstliche Intelligenz. Fangen wir an mit dem KI Bundesverband. Du bist dort. Du bist da im Vorstand. Du hast eine Plattform, die Menschen und Jobs via KI miteinander matcht. Sag mal, was ist für dich das Tollste an dieser Technologie?
Annika: Grundsätzlich Also ich glaube, dass wenn wenn ich daran denke, was KI eigentlich macht oder was KI von so ganz klassischen Algorithmen unterscheidet, vielleicht Dann hat mich immer so wahnsinnig daran beeindruckt, dass es auf einmal ein technologischer Output ist, der auch für das menschliche Gehirn als wirklich komplex wahrgenommen werden kann. Das hat mich beeindruckt insofern, als dass wir ja irgendwie aus einer Technologie Zeit vor künstlicher Intelligenz so klassische Algorithmen kannten, wie man das vielleicht aus einem Excel Sheet kennt. Und wenn dann Befehl und auf einmal aber viel komplexere Zusammenhänge hergestellt werden können, gerade auch jetzt mit generativen Systemen. Und das ist natürlich sehr eindrücklich und das hat mich daran bewegt und begeistert. Letzten Endes ist aber alles auf Statistik und Mathematik zurückzuführen. Also es ist jetzt auch nichts Neues, dass die Grundlagen von künstlicher Intelligenz liegen. Ja, auch schon in den Sechzigern, also so neu, wie die Presse es manchmal suggeriert, ist es jetzt auch nicht. Aber das ist sicherlich das Begeisternde daran. Und auch da wieder, ich komme ja aus einem sehr mathematischen Hintergrund, sehen wir natürlich auch immer wieder, wenn wir Modelle als Grundlage haben, dann ist es ganz oft so, diese Einfachheit, die dann letzten Endes den Output besonders performativ und auch letzten Endes elegant macht, das ist das Schöne an der Mathematik und sicherlich auch an der künstlichen Intelligenz.
Regina: Und gibt es irgendwas, was du besonders gefährlich ansiehst oder wo du meinst, da sollte man doch eben ist es. Gibt es was schlimmstes oder was gefährliches an dieser Technologie aus deiner Sicht?
Annika: Es wird ja sowieso schon viel zu viel über Risiken gesprochen. Deswegen glaube ich, dass die Risiken deutlich geringer sind als das, was wir schon suggeriert und was wir als Gesellschaft befürchten. Insofern will ich da gar nicht so viel drauf eingehen. Ich glaube natürlich, ganz wichtig ist ein ganz verantwortungsbewusster Umgang mit Daten, auch gerade, wenn man in Bereichen sind, wie wir zum Beispiel in der Recruiting. In der Branche ist dieser Datenschutz ein wahnsinnig wichtiges Thema. Gleichzeitig ist das natürlich auch schon eine Sache, die schon längst auch auf EU Ebene schon seit einigen Jahren ja geregelt ist. Mehr oder weniger gut. Insofern glaube ich, dass wir da ein ganz gutes Datenschutzsystem haben.
Regina: Also über den KI Act sprechen wir sicherlich nachher noch mal Ich würde gerne erst mal auf deine Firma eingehen. Du hast ja vor gut drei Jahren ein eigenes Startup gegründet. Das nennt sich Emotion, was wohl sowas symbolisiert wie Empathie, oder Empfehlung oder so was kannst du gleich noch mal erklären. Und es ist eine Art Online Headhunter bzw Jobplattform. Kannst du mal kurz beschreiben, was ihr dabei mit KI macht?
Annika: Wir nutzen generative Systeme, also so wie wir das gerade mit den großen Sprachmodellen überall sehr populär sehen.
Annika: Und am Ende geht es um glückliche Arbeitsverhältnisse.
Regina: ist.
Annika: Openai ist natürlich ein sehr populäres Beispiel und das sind die, die im Prinzip die nächst wahrscheinlicher Ansprachen, Predigten oder vorhersagen. Man verwechselt ja immer schnell den Output, den generative Systeme machen, mit der Funktionalität, die man in Google findet. Also ich google irgendwie so, weiß nicht irgendwie, wann hat jemand Geburtstag? Dann bekomme ich ein Ergebnis, das mal Google als Input gegeben wurde. Und bei generativen Systemen ist es ja so, dass Sätze wie ja im weitesten Sinne predicted werden, das heißt, man ist in einem anderen Setting genau vorhergesagt werden, das heißt, man befindet sich so ein kleines bisschen in einem anderen Setting. Gleichzeitig ist das natürlich wahnsinnig beeindruckend, weil erstmalig auch Zusammenhänge hergestellt werden können. Ja, also du kannst dir vorstellen, vorher, wenn wir über Predictive Systeme sprechen, da kannst du dir vorstellen KI System hatten, weiß ich nicht. Hat immer äh wollte zum Beispiel feststellen, ob ein ein Auto ein Auto ist. Ja und umso besser man die Systeme trainiert, desto besser wird das System sagen können, dass das ein Auto ist. Ja, das wird auch nie was anderes können, als zu sagen, dieses eine Auto ist ein Auto. Jetzt ist sind die generative Systeme in der Lage, auch Zusammenhänge zu erklären? Ja und? Und das ist natürlich cool, weil wir erstmalig eigentlich Zugriff auf unser gesamtes gespeichertes Menschheitswissen haben und die Zusammenhänge erkennen können. Und das ist schon ein großer Innovationsschritt, der da passierte, der allerdings nicht erst gerade jetzt passiert ist.
Regina: Ist schon länger in Arbeit.
Annika: Ja, genau.
Regina: Vielleicht kannst du noch mal sagen im Vergleich zu einem klassischen HR Unternehmen. Da du da KI benutzt, wie viel Mitarbeiter brauchst du oder weniger Mitarbeiter brauchst du im Vergleich zu einem klassischen HR Unternehmen hrvermittlung?
Annika: wir haben natürlich zum einen die Systeme, die wir selbst entwickeln, die also uns erleichtern, dass wir einfach Prozesse vollautomatisieren. Ja, also dass wir beispielsweise, wenn wir starten, immer wenn wir mit einem Unternehmen zusammenarbeiten, mit einer Kultur Analyse. Und natürlich ist diese Kulturanalyse deutlich kosteneffizienter, weil das bei uns die KI Systeme machen und nicht etwa irgendwie ein Berater dahin geht, der dann erstmal die Daten erhebt. Und das funktioniert natürlich schneller, auch für den Kunden deutlich deutlich anwendungsfreundlicher und flotter. Und dann sind es aber natürlich auch unsere interne Prozesse. Also wir sind natürlich auch ein KI Anwender und auch ein stolzer KI Anwender. Das bedeutet auch, dass wir natürlich schon einzelne Prozesse gerade in den Operationsteilen innerhalb unseres Unternehmens stark automatisiert haben. Also ich glaube, und das sollte ist sicherlich von vielen Startups, aber auch von ganz klassischen Unternehmen ein Ziel, dass man jetzt wächst, ohne weiter Mitarbeiter einzustellen. Also das hat man, das sehe ich auch, wie sich das Team stärkt, wie man auch an Automatisierungsschritten arbeitet. Das heißt, ich glaube, man hat zum einen diesen Bereich, wir entwickeln selbst und diesen Bereich. Sind wir eigentlich auch starke Anwender? Das sind übrigens völlig unterschiedliche Kompetenzen. Ja, das ist immer ganz witzig, dass irgendwie nur wenn man KI Entwickler ist, dann direkt auch als Anwender irgendwie gesehen wird. Das stimmt nicht so per se. Ich würde sagen, inzwischen machen wir beides ganz gut. Aber diese Anwendungsseite, die mussten wir uns auch aneignen. Ja, das sind die, da sind wir auch nicht die Experten gewesen. Immer. Ja.
Regina: Okay, was waren denn also das Unternehmen? Ist ja noch nicht so alt. Was waren denn aus deiner Sicht die größten Stolpersteine, die dir bei der Gründung begegnet sind, die du aus dem Weg räumen musstest.
Annika: Also ich stolpere auf jeden Fall täglich. Mehrfach. Es ist noch nicht vorbei mit dem Stolpern. Also ich muss insgesamt sagen, ich bin. Ich habe, bevor ich in hier nach Deutschland kam und hier jetzt gegründet habe. Vor dreieinhalb Jahren habe ich vier Jahre in San Francisco gelebt und im Silicon Valley gearbeitet. Und das war damals immer so ein bisschen so, also ich ich erinnere noch, dass ich eigentlich dafür belächelt wurde, dass ich hierher zurückgekommen bin. Ja, wieso macht man das? Was will es eigentlich in Deutschland? Und ich war dann auch. Ich hatte auch zwischendurch ein bisschen Angst, weil man will ja auch nicht so sein Gesicht verlieren. Und ich dachte Oh, das wirkt so uncool, jetzt gehe ich hier nach Deutschland zurück und meine ganzen Freunde, was denken die denn da bei mir? Und dann kam ich aber hierher, und ich muss sagen, also schlecht fand ich das alles nicht. Also ich kann nicht diese Dauerkritik nachempfinden, weil wir haben ich erinnere damals ja, wir hatten ja irgendwie nichts. Und dann haben wir erstmal mit so einem mit so einem EU Funding auch eine erste Mini Finanzierung bekommen. Das war damals 100.000 €. Das war aber total viel Geld für uns und damit ging es dann erstmal los. Und ich muss sagen, wir haben relativ schnell und relativ nah am Kunden gearbeitet, also auch relativ schnell unser Produkt monetarisieren können. Wir hatten natürlich auch den Vorteil, dass wir aus einem Forschungstransfer kamen. Das heißt, es war auch einfach schon viel Produkt da, dass wir auch verkaufen konnten. Und dadurch, dass wir uns dann relativ schnell auch monetarisiert haben, relativ schnell entwickelt haben, hatten wir auch nie Probleme, an Finanzierungen zu kommen. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass das dass das natürlich ganz oft anders ist und dass gerade in Deutschland und auch in Europa wenig Verständnis für Geschäftsmodelle da sind. Die, die nicht so schnell monetarisieren können, die zum Beispiel forschungsintensiv sind oder wo einfach auch noch nicht so viel Forschungsarbeit da ist, wie das in unserem Fall war. Und ich glaube, da muss ich insgesamt die Finanzierbarkeit und auch die Offenheit am Venture Capital Markt verändern. Die Ressourcen müssen das.
Regina: Risikokapital, was gebraucht wird, um überhaupt.
Annika: Ein.
Regina: Startup zum Fliegen zu bringen. Oder wenn sich abheben kann.
Annika: Genau. Wenn du mich jetzt auf persönlicher Ebene fragst, was mein größter Stolperstein war ich glaube, den habe ich jetzt auch erst kürzlich verstanden. Und da bin ich oft drüber gestolpert, dass sozusagen immer und das ist also das habe ich eigentlich ganz frisch gelernt, dass immer der Erfolg eines Kollegen mehr zählt als der eigene. Also immer, immer, immer. Also es ist einfach immer cooler, wenn ein Kollege von mir etwas schafft, als wenn ich das schaffe, weil ich bin per se nicht skalierbar. Und dass das, das habe ich lange nicht kapiert und das ist einfach so schön zu realisieren und dann auch zu realisieren, dass die Menschen es besser machen als ich.
Regina: Und so sprichst du jetzt tatsächlich von Menschen in deinem Unternehmen oder welche Kollegen sind das?
Annika: Ne, da meine ich tatsächlich die Menschen in meinem Unternehmen und die sind auch einfach echt klasse. Ja.
Regina: Aber das ist dann ja kein Stolperstein, sondern eher eine Startrampe, oder?
Annika: Ja, wobei. Das wusste ich eben vorher nicht. Und ich glaube, da bin ich ganz oft drüber gestolpert. Also ich glaube, wenn du jetzt über meine nach meinen Erfahrungen fragst, also ich dachte schon ganz oft ja, das fängt bei so vielen Sachen an Kunden abschließen, aber auch Kundengespräche führen, dass wenn man aber auch ja Pressearbeit, Beiträge, selbst die ersten drei schreiben, Marketingkampagnen, egal was. Ja, also ich glaube bei all diesen Bereichen ich ich erinnere das noch, als wir den ersten Kunden abgeschlossen haben, der, von dem ich den Namen nicht kannte. Ich habe damals immer für jeden abgeschlossenen Vertrag so eine Mail bekommen. Ja, und dann bekam ich das. Und ich dachte, das sei ein Fehler, weil ich irgendwie dachte, das kann ja nicht sein. Wie soll da jetzt ein Kunde abgeschlossen sein, ohne mit dem ich nichts zu tun habe oder von dem ich noch nicht mal wusste, dass der existiert? Und erst war ich so ein bisschen. Ein bisschen perplex und dachte Oje, ist da irgendwas schief gegangen? Und dann wurde mir klar Das ist einfach ohne mich passiert. Und jetzt ist das eher die Regel als die Ausnahme. Und das ist einfach so ein tief zufriedenstellendes Gefühl, dass das, dass das Team irgendwie so vieles auch alleine schafft, das ist echt toll.
Regina: Also das heißt, es ist eine Frage von Delegieren, dass man wirklich weiß, man hat gute Leute und die können auch selbstständig was hinkriegen, ohne dass man alles kontrolliert oder versucht selber zu machen.
Annika: Ich habe das früher immer ganz lange nicht verstanden, aber es ist wirklich die Hauptaufgabe, die Leute zu ermutigen und Vertrauen zu schenken. Die können Kompetenzen entwickeln. Das hätte ich nie gedacht. Das ist einfach nur durch das volle Vertrauen, dass man in jemanden, also wirklich in jemanden an jemanden glaubt. Ja.
Regina: Also okay, jetzt sind wir gespannt.
Annika: Also ich glaube an jeden im Team. Ja.
Regina: Ja, das ist schon mal super und das können wir dann direkt in die Politik übertragen. Nämlich der Digitalminister Carsten Wildberger, der ja vorher CEO bei Mediamarkt Saturn war. Der hat ja im Prinzip jetzt auch so eine Aufgabe, dass er also es steht Aufgabe seines Ministeriums ist, nicht zuletzt, den öffentlichen Sektor komplett umzubauen. Nicht zuletzt, weil wir Sachen in E Government, also Digitalisierung der Verwaltung usw in Europa ganz hinten rangieren und wie auch in vielen anderen Bereichen, wenn überhaupt Mittelmaß sind. Was siehst du denn für ihn als größte Aufgabe an?
Annika: Also ich bin ja viel in dem KI Bereich unterwegs und bei KIs ist ja so ein bisschen so, wie das vielleicht mit der Digitalisierung vor einigen Jahren war. Also das war dann in den Kompetenzen auf ziemlich viele Ministerien verteilt. Und das ist jetzt ja die Situation, die wir jetzt mit KI Systemen haben. Das heißt, dass wir gerade in der Kompetenzverteilung von KI über das Wirtschaftsministerium, das Digitalministerium und das Forschungsministerium haben. Und das ist natürlich nicht ganz super ideal. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass alle Ministerien eine sehr starke Offenheit haben, sich mit der Wirtschaft und auch mit Verbänden auszutauschen. Also ich muss auch gerade sagen mit. Mit dem Herrn Wildberger da, da erfahren wir eine sehr große Offenheit, eine sehr hohe Offenheit dafür, mit der Wirtschaft zu sprechen. Und der nimmt auch ganz, ganz viele Punkte an und und fragt nach. Und ich glaube, das ist insgesamt eine Politik Offenheit, die ich gerade erlebe oder die wir gerade erleben, die relativ unvergleichlich ist und über die ich auch wahnsinnig dankbar bin. Ich glaube, konkret gibt es sicherlich ein paar Sachen, die wir aus KI Perspektive jetzt wirklich vorantreiben müssen. Ich meine, diese übergeordneten Digitalisierungsthemen und Verwaltungsdigitalisierung Themen sind natürlich total wichtig. Ja, ich glaube, alle reden nur noch über Bürokratisierung und Entbürokratisierung. Aber das ist natürlich nur der eine Teil. Der andere Teil ist natürlich jetzt auch, innovativ zu sein und Technologien voranzutreiben. Und die werden ja nicht nur durch Digitalisierung vorangetrieben. Und da sind unterschiedliche Komponenten, die wir ganz dringend berücksichtigen müssen. Ich glaube, das eine ist erstmal auch, Technologien ganzheitlich zu verstehen. Also die florieren normalerweise in so sogenannten Innovationsclustern. Das heißt, die Staaten bei weitem, die wir gerade eben hatten bei uns ja im Forschungstransfer über Frühfinanzierung hin zu Wachstums Capital.
Annika: Talent ist eine Riesensache. Da hast du ja wahrscheinlich gerade mitbekommen, diese ganzen Equias, die in den USA gerade passieren. Was heißt es, wenn sozusagen Firmen aufgekauft werden? Allerdings nur für die Talente? Ja, also das heißt eine Firma wird gekauft, nur weil sie das Talent haben will und dann werden im Endeffekt Jahresgehälter von 200 Millionen gezahlt, nur um diesen Menschen abzuwerben und in dem dann aber die ganze Firma gekauft wird, also ganz interessante Konstrukte da werden. Also da muss man ja auch überlegen, diese Talente, die Wirklichkeit können, die sind ja wahnsinnig limitiert und davon geht dann irgendwie 20 % an Open Air, als man sich an Microsoft 20 an Google und dann bleiben da noch ein paar Prozent übrig, die sich irgendwie auf den Rest der Welt verteilen und die dann wahnsinnig umkämpft sind. Also Talent ist ein Riesenthema. Übrigens alle reden über Fachkräftegewinnung aus dem Ausland. Ich glaube, wir sollten viel, viel mehr darüber sprechen. Was können wir denn tun, um unsere Talente hier zu halten? Also im Prinzip genau jetzt zum Beispiel mein Fall Was bewegt einen denn, wenn man nicht ganz verrückt ist, auch wieder zurückzukommen nach Deutschland, hier gerne zu leben in Europa. Und ähm, also Talente ist ein riesiges Thema, aber aber dann natürlich auch ein bisschen größer gedacht. Was passiert in den Wachstumsphasen? Wie sind wir dann in der. Also wie sind wir in der Lage, wirklich große, erfolgreiche Geschäftsmodelle hier in Deutschland Europa zu fassen? Und das hängt dann auch wieder mit ganz, ganz großen Themen zusammen, mit Kapitalmarktunion. Also wenn wir ganz europäisch denken, das einfach, sind die Börsengänge in den USA einfach viel, viel attraktiver als.
Regina: Kapitalmarktunion wurde im Wesentlichen bedeuten, dass zumindest alle Regeln, wie man ein Unternehmen aufsetzt, wo man das Geld her bekommt, Steuerregeln usw, wie man mit Mitarbeitern umgeht, dass das alles, also Bezahlung oder Teilhabe an Unternehmen, dass das alles gleich ist und das nicht jemand, der hier in Europa investieren möchte, sich dann mit 29 verschiedenen Sets von Regeln auseinandersetzen muss oder so, ne.
Annika: Ganz genau, Ganz genau. Und das sind so Sachen, ich glaube, die müssen ganz holistisch und ganzheitlich verstanden werden, um Innovation im Vollständigen zu verstehen. Weil ich glaube, wir haben immer so ein bisschen das Problem. Das eine Ministerium kümmert sich dann um Forschung Transfer, das andere um das nächste. Also ich glaube, wir müssen das ganzheitlich verstehen, was es eigentlich braucht, um eine Innovation wirklich erfolgreich zu machen. Und letzten Endes auch. Wir dürfen ja nicht. Also das kennt man in der Mathematik ja sehr gut, dass man irgendwie schicke Modelle hat, aber am Ende ja, also das muss ja auch irgendwie eine ökonomischen Mehrwert darstellen letzten Endes, und ich glaube, das müssen wir verstehen, dass im ganzheitlichen Betrachten und und und. In diese Richtung muss es natürlich gehen und das muss auch die Politik verstehen.
Regina: Wie siehst du denn da die Chancen? Also das sind ja drei Ministerien, die da wesentlich involviert sind, eben dieses neue Digitalministerium, was noch im Aufbau ist. Dann haben wir das Forschungs ministerium, wir haben das Wirtschaftsministerium. Traditionell ist da natürlich auch immer eine gewisse Besitzstandswahrung da, da gibt man nicht so gerne ab. Da wird sich ja auch zum Teil noch darüber gestritten, ob und wer jetzt was abgibt an das Digitalministerium oder auch nicht. Wie wichtig. Wie schätzt du den Wirkungsgrad dieser drei Ministerien oder auch vielleicht den Willen ein, dass sie zusammenarbeiten, um genau diese Themen, die du genannt hast, voranzutreiben?
Annika: Also ich muss dazu sagen, ich kann dir nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten. Und ich war bisher nur mit dem Digitalministerium und dem Wirtschaftsministerium im Austausch, tatsächlich bisher nicht mit dem Bildungsministerium also. Genau das gleiche nur in der letzten Legislaturperiode. Das heißt, die neue Zusammensetzung kenne ich persönlich noch nicht oder habe ich noch nicht kennengelernt. Ich und natürlich und ich gebe dir total recht, das habe ich jetzt auch schon mehrfach gehört. Ki ist natürlich so ein sexy Thema, dass wir leider niemand abgeben und das verstehe ich auch. Ich will das ja auch nicht abgeben. Ja, aber also ich habe da jetzt ich habe also ich will ganz auch irgendwie aus meiner Erfahrung jetzt ganz pragmatisch also ich habe da wenig Ego jetzt wahrgenommen bisher. Also ich habe das Gefühl, dass es wirklich um die Sache geht. Ich muss auch wirklich da mal ein Lob aussprechen. Wir haben sehr konstruktiv gerade mit dem Digitalministerium sehr konstruktiv die nächsten Schritte festgehalten in klaren Follow ups Was kann jetzt wie mit welchem Horizont umgesetzt werden? Deswegen bin ich da erstmal optimistisch gestimmt. Gleichzeitig bleibe ich aber kritisch damit, dass eigentlich das, was jetzt in der Digitalisierung die letzten Jahre verschlafen wurde, aufgrund der fehlenden Zuständigkeit, dass es absehbar ist, dass das jetzt mit KI auch passiert. Und das müsste sich natürlich vermeiden lassen, in dem da eine klare Zuständigkeit ist. Das hat der Koalitionsvertrag jetzt leider nicht hergegeben. Aus meiner Sicht müsste das nachzuholen sein, spätestens in der nächsten Legislaturperiode, aber eigentlich vorher. Gerade auch, weil wir ja viele, viele Bereiche haben, in denen KI ja der transformierende Faktor ist. Ja, gerade jetzt, auch wenn wir jetzt über härtere Themen sprechen, wenn wir auch über die Verteidigungslage usw sprechen. Da können wir uns ja über starke Technologien differenzieren und das muss vorangetrieben werden. Der muss übrigens auch, da sind wir jetzt auch bei einer anderen Sache der Staat schnell als Ankerkunde rein. Das ist ja ein Thema.
Regina: Wieso kann jemand, der tatsächlich dann als Staat erst mal einen Auftrag schon mal gibt, damit ein Startup mit einer guten Idee überhaupt erst mal anfangen kann zu arbeiten und nicht erst mal jahrelang auf Kunden suche geht? Genau.
Annika: Wobei ich das nicht. Ich verstehe, was du meinst. Gleichzeitig, so will ich es auch nicht sagen Ich als Startup. Natürlich ist es meine Verantwortung, Kunden in der in der Wirtschaft, der freien Wirtschaft zu finden. Da kann man sich nicht ausruhen und sagen Hey Staat, gib mir erstmal 5 Millionen aus deinem Sondervermögen oder so, damit ich erstmal hier ein bisschen arbeiten kann. Überhaupt nicht. Nur gleichzeitig weiß ich eben, was es bedeutet, Kunden in der Wirtschaft abzuschließen. Ja, und ich weiß, was es bedeutet, auch Konzerne abzuschließen. Ich weiß, was das für Vertriebszyklen sind. Und ich bin auch Confidence mit unserem Produkt. Und ich weiß, dass wir einen Mehrwert stiften können, auch für den Staat. Und da verstehe ich eben nicht, dass da nicht ein bisschen mehr Offenheit herrscht, auch mit Startups zusammenzuarbeiten und vor allen Dingen diese Hürden nicht so hoch zu setzen. Also wenn ich jetzt weiß, ich brauche länger im Vertragsabschluss mit dem mit dem Start als mit einem Konzern, dann ist das total ärgerlich, weil du hast als Startup nicht jahrelang Zeit, um deinen Vertriebsprozess mit denen durchzulaufen. Das heißt, ich glaube da also mit konkret, wenn jetzt, also wenn der Staat realisiert, das ist ein gutes Produkt, was zu uns passt, das möchte ich gerne testen, dann würde ich mir konkret erhoffen, dass dann diese dieser, dieser Vertragsabschluss und der Vertriebszyklus deutlich beschleunigt werden kann.
Annika: Und das ist mein Kritikpunkt. Ach, das ist also wir sind mit zwei, drei, ja sogar inzwischen vier Stellen im Prozess. Die eine läuft, würde ich sagen, seit einem halben Jahr, das andere jetzt seit drei Monaten. Das geht noch alles. Aber ich sehe da auch in den nächsten sechs Monaten keine Vertragsunterschrift. Das heißt also, vor einem Jahr muss man mindestens ausgehen und ich schätze, das ist dann schon schnell. Und ein Jahr ist natürlich für einige Startups, also wir sind jetzt relativ stabil. Also ich weiß, dass es da noch gibt, aber andere sind in der Zeit vielleicht nicht mehr stabil. Gleichzeitig Ich will auch nicht immer alles auf die anderen schieben. Ich glaube, man muss auch als Unternehmen, auch als junges Unternehmen, die Resilienz haben. Und auch die, auch die, die die Fähigkeit, über schwierige Zeiten hinwegzukommen. Das heißt, man sollte sowieso nicht so planen, dass man in ein paar Monaten wieder vorbei ist. Denn ich glaube, man muss immer gut mit Investorengelder umgehen. Aber auf der anderen Seite Schnelligkeit ist schon eine Schnelligkeit, gerade in den Vertriebsprozessen ist schon ein wahnsinniger Wachstumsfaktor. Und da ist er wieder.
Regina: Der auch in USA ganz wichtig ist. Also viele von den Unternehmen, die im Silicon Valley sitzen, die hatten eben den Staat als Kunden am Anfang. Da darf man nicht vergessen, dass das, dass da sehr viel Geld reingeflossen ist.
Annika: Übrigens genau da komme ich wieder zu dem Punkt von eben. Ich nämlich schon in Phasen, in denen Sie noch nicht aus der Wirtschaft validiert haben. Das ist noch nicht mal meine Forderung. Ich glaube, man muss das parallel erhalten. Aber eben diese Schnelligkeit ist ja dann auch wieder der Grund für eine starke Finanzierbarkeit von Unternehmen. Also Umsatzwachstum oder wie man das in der Start up Szene nennt, ist in der Regel die Basis, um auch wieder gut finanziert zu werden. Und am Ende schließt sich damit dann wieder der Kreis.
Regina: Ich versuche jetzt gerade noch mal zurück zu denken zu deiner Antwort, dass die Ministerien da eben zusammenarbeiten müssen und auch überlegen müssen, wie man KI am besten fördern kann. Ich glaube, es haben wirklich zumindest auf der Metaebene theoretischen Ebene alle verstanden, dass wir da dringend was machen müssen. Jetzt bist du im HR Bereich unterwegs. Natürlich bedienen sich die Ministerien aus ihrem Personal. Fundus sage ich jetzt mal ja. Siehst du da schon. Also es ist auch im Digitalministerium arbeiten natürlich viele Leute, die vorher im öffentlichen Dienst als Beamte in anderen Ministerien unterwegs waren. Und wenn man einen großen Shift irgendwo erreichen will, braucht man ja auch einen Kulturwandel. Und als HR Mensch, weißt du das? Also wenn, wenn die Kultur sich nicht ändert in Unternehmen, da kann der Chef oder wer auch immer die Idee so groß sein wie sie will. Das kann eine Mitarbeiterschaft komplett zu 100 % ausbremsen, wenn sie denn nicht mitmachen möchte. Siehst du das als Thema auch, oder?
Annika: Ja, ich finde das cool, dass du das jetzt ansprichst, weil ich bin ja, ich bin ein ganz großer Fan davon, dass man Aufgabenbereiche verändert und dass man sich selbst irgendwie auch als Mensch transformiert. Also wenn ich jetzt auch an mich persönlich zurückdenke, jetzt ich mache jetzt komplett andere Sachen als noch vor sechs Monaten und wieder noch mal sechs Monate zurück. Wie ein neuer Job? Ja, und das ist für mich persönlich so bereichernd, dass ich mir das für jeden anderen wünsche, der darauf Lust habe. Deswegen finde ich das in der Sache selbst total super, dass man sozusagen kompetente Menschen von einem Ministerium ins andere bringt und sozusagen die, die, die, die die Kompetenzen auch mal stiftet. Ich glaube, dann ist schon wichtig, dass entsprechend auch die auf die, die, die die die die Fortbildung mit auf den Weg gegeben wird, weil sonst wird es dann schwierig, weil am Ende sind ja wichtige Entscheidungen im Sinne der Demokratie zu treffen. Aber was, das ist ja auch nur zu einem gewissen Grad richtig. Also jetzt. Ich habe zum Beispiel jetzt einige Departements gesehen, die eine ganz tiefe Kompetenz haben. Da sind wirklich hochgebildete, super gute Leute, die jetzt aus dem Wirtschaftsministerium ins Digitalministerium gegangen sind, weil genau jetzt die bestimmte Kompetenz im Bereich KI eben von Wirtschaftsministerium zu Digitalministerium gegangen ist und dann tatsächlich auch genau die Leute rüber gestiftet wurden.
Annika: Gleichzeitig bin ich ein großer Befürworter von diesen, gerade von der Frage nach Quereinstieg usw. Ich glaube, da ist es nur ganz wichtig, wie du sagtest, dass man dann auch den kulturellen Wandel mit begleitet und dass man den Menschen dann auch die richtige Position gibt. Ich glaube sogar on top. Das ist eine Riesenchance, weil wenn wir jetzt das noch mal ein bisschen jetzt, da komme ich in ein total emotionales Thema, aber wenn wir das mal ein bisschen makroökonomischer denken, dann ist das ja eine wahnsinns Chance für unseren Arbeitsmarkt. Denn wir haben ja so viele Menschen, die in Positionen arbeiten, wo sie im Prinzip keinen Mehrwert stiften. Ja, also entweder weil die Position nicht mehr relevant ist. In Konzernen ist das ja massiv. Ja, also da, da gibt es große Entlassungswellen von Menschen, die echt teuer sind in der Entlassung und dann aber wieder auf andere Positionen geöffnet Geschäftet werden müssen, was aber nicht geht, weil das das Arbeitsrecht auch gar nicht zulässt.
Annika: Das ist ja total interessant. Und das makroökonomische Sehen ist ja eine riesengroße Chance, um dann vielleicht KI basiert, weil dann die Kompetenzen verstanden werden, das Potenzial der Menschen verstanden wird, die Menschen in zukunftsfähige Jobs zu transferieren und damit so eine Art Reallokation zu schaffen. Also ich glaube auch da das will ich jetzt gar nicht auf den Staat beschränken, aber eben vielleicht tatsächlich auf unseren ganzen Arbeitsmarkt. Ich glaube, wir brauchen insgesamt unbedingt das ist übrigens meine Hypothese. Ich glaube, Bürokratie usw sind natürlich große, wichtige Themen, aber ich glaube, eines unserer größten Innovationshemmnisse im Deutschen in Deutschland ist unser Arbeitsrecht. Diese, diese, diese, diese, diese wenige Flexibilisierung oder die nicht vorhandene Flexibilisierung unseres Arbeitsrechts. Denn wir haben zu viele Menschen, die in Positionen hängen, in denen sie keinen Mehrwert stiften, in dem man sie aber auch nicht entlassen kann und die sozusagen einfach ein. Das klingt jetzt ein bisschen überspitzt, aber die in anderen Positionen eine viel größere, zukunftsfähige Wirksamkeit haben könnten. Aber das passiert nicht, weil es das Arbeitsrecht nicht zulässt. Also ich glaube, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist eine der Top Prioritäten, um innovativ zu sein. Aber das sehe ich jetzt gar nicht kommen. Also da sind keine Reformen vorgesehen.
Regina: Das ist ja ein spannendes Thema. Das heißt, sag mal genauer, wie du dir das vorstellen würdest, dass der Arbeits, das Arbeitsrecht reformiert wird. Welche Punkte sind da? Die bremsen sozusagen.
Annika: Unterschiedlich. Ja, also ich glaube, das eine ist, dass die die Krankschreibungen. Also ich glaube, der hat da wurde ja vor einigen Jahren etwas in die falsche Richtung verändert. Das ist ja sehr, sehr einfach und unkompliziert, sich krankschreiben zu lassen. Andere Punkte sind.
Regina: Die Krankentage in Europa. Wir sind 35 oder so!
Annika: Wir führen das alles völlig normal durch, krankschreiben zu lassen und das entwickelt eine Dynamik in dem Unternehmen. Wenn dann einer krank ist, dann schreibt sich der nächste krank und dann ist es auf einmal normal, dass man einmal im Monat oder zweimal im Monat krank ist. Also man gewinnt so ein Gefühl von Normalität. Dafür dann der, der noch viel aus meiner Sicht größere Punkt ist Kündigungsschutz. Also wir haben ja einen massiven Kündigungsschutz, der überhaupt nicht mit konjunkturellen oder per Unternehmensperformance orientierten Gründen zusammenhängt. Also im Prinzip, also wir sind ja hier in Berlin, Du kannst eigentlich machen, was du willst. Ja, der Arbeitnehmer gewinnt jeden Rechtsstreit einfach aus Prinzip, ja. Und das ist nicht zeitgemäß. Das ist, das ist. Das ist eine Regulierung, die wir die, die völlig innovationshemmend ist und die überhaupt keine keinen Raum für, für, für ein dynamisches Arbeitsverhältnis lässt. Und ich glaube, das ist noch der viel größere Punkt, als wir brauchen. Wir brauchen da eine grundlegende Reform im Kündigungsschutz. Und das klingt erstmal immer so ein bisschen hart. Aber das Interessante ist ich habe darüber letztens tatsächlich einen Beitrag. Genau. Dachte ich nämlich auch. Ich dachte, da muss man vorsichtig sein, sich damit zu äußern. Und dann habe ich da jetzt hier im Team drüber gesprochen, mit meinen Kollegen. Und das Interessante ist, die haben mir so dermaßen zugestimmt und ich habe Kollegen, die mir widersprechen. Das ist jetzt nicht so, dass sie mir mal zu allem Ja sagen. Im Gegenteil, die widersprechen mir manchmal öfter, als ich das will. Und da haben sie mir alle zugestimmt. Die haben gesagt, Sie haben doch auch keinen Bock, mit jemandem zu arbeiten, der ständig nur krank ist oder der sich darauf ausruht, dass er nicht entlassen werden kann, um sie wieder zurück zu klagen oder so, Also. Also eigentlich hat da niemand Lust drauf. Ja, und das ist.
Regina: Vor allen Dingen, da kommen ja Menschen auch nicht weiter. Also die kündigen, wir können nicht kündigen. Teilweise brauchst du neun Monate, um aus dem Unternehmen rauszukommen. Bis dahin ist der Zug schon fünf Stationen weiter gefahren. Also das ist ein sehr interessanter Aspekt, aber den siehst du nirgendwo. Und dich auch noch keiner. Nachgefragt, was, was, was ein Stolperstein ist, den man wegräumen könnte?
Annika: Genau. Also da, da also vielleicht da noch mal, Wir haben da jetzt natürlich ein bisschen drüber nachgedacht und daran ein bisschen gearbeitet. Aber es gibt ja noch eine Ebene, die da vielleicht noch hinzuzufügen ist. Für uns gilt das Gleiche wie für den deutschen Großkonzern. Wir haben ja, es gibt ja diese Regelung.
Regina: Kleines Unternehmen, wie viel Mitarbeiter habt ihr?
Annika: Wir sind jetzt ungefähr 50 Leute. Das ist. Für uns gilt das gleiche wie für ein Unternehmen, dass keine Ahnung 50.000 Leute hat und das ist einfach nicht. Also das ist man stellt sich den gleichen Hürden vor dem Arbeitsgericht und das ist nicht richtig, das ist, das ist einfach ein falsches Arbeitsrecht. Und ich glaube, dass also wir, wenn wir über Bürokratie sprechen. Natürlich finde ich das auch nervig, dass ich zum Notar muss. Okay, alles nervig, aber das ist vergleichsweise echt ein kleines Problem gegen das Arbeitsrecht Und deswegen finde ich eigentlich immer, dass die Bürokratie, die Entbürokratisierung zu Unrecht Top eins Thema ist. Es ist ein wichtiges Thema, aber aus meiner Sicht ist der Arbeitsmarkt das noch viel, viel wichtigere Thema, denn wir verlieren einfach als auch makroökonomische gesehen als Deutschland eine wahnsinnige Arbeitskraft dadurch, dass die Menschen nicht effektiv arbeiten. Ja.
Regina: Spannendes Thema. Was, wenn du dann noch mal auf unsere föderalen Strukturen blickst? Weil was auch immer passieren mag, ob das Arbeitsmarkt ist, ob das Digitalisierung, Entbürokratisierung ist. Wir haben den Bund, wir haben die Länder, wir haben Kommunen und Gemeinden. Du kennst das Thema wahrscheinlich aus alten Tagen. Jeder versucht, seine eigene KI zu entwickeln, sozusagen. Also es wird viel im stillen Kämmerchen gemacht, was der größte Stolperstein wiederum ist, wenn ich skalieren will. Also irgendetwas, was nicht größer werden kann, weil es an eine Bundeslandgrenze stößt. Ist ja schon eigentlich zum Scheitern verurteilt, wenn man mal von oben drauf guckt. Wie siehst du diese? Die Möglichkeiten, dass Bund, Länder und Kommunen auch an Innovationsschüben, an Innovationsideen, an Vereinfachungen usw arbeiten?
Annika: Und deswegen glaube ich grundsätzlich, dass man so groß wie möglich denken sollte. Und ich glaube, das funktioniert besser auf Bundesebene als auf Länderebene. Ich gehe sogar einen Schritt darüber hinaus. Wenn wir jetzt über KI Themen sprechen, müssen wir eigentlich europäisch denken. Eigentlich müssen wir über europäisch hinweg denken. Also da gab es jetzt tatsächlich ich will jetzt nicht irgendwie China als Beispiel nennen, aber auch da gab es ja jetzt Ideen für eine globale Regulierung ist das falsche Wort. Aber globale Übereinstimmungen von KI Richtlinien. Ja, ich glaube eigentlich aus global gedacht brauchen wir einen Ansatz aus der Perspektive, dass das jetzt nicht möglich ist. Wenn jetzt auf einmal. Ich weiß nicht. Nrw sagt, Sie wollen gerne eine neue KI Strategie machen.
Annika: Und das betrifft egal welche Innovationsthemen, unter anderem aber auch Infrastruktur, die aus meiner Sicht nicht genug durchdacht ist.
Regina: Also Länder wie China. Wir haben gerade mal kurz drüber gesprochen, die haben natürlich eine KI Strategie, eine nationale und ein großes Land. Und was seinen ganzen Fokus darauf setzt, Da kann natürlich eine Riesendynamik entwickelt werden. Siehst du, dass wir hier so was wie eine KI Strategie entwickeln? Dass wir vielleicht in Europa gemeinsam eine Strategie entwickeln, Weil auch da macht es keinen Sinn mit so riesen Ländern wie USA und China in Konkurrenz zu treten, wenn jedes Land sein eigenes Ding da fährt. Irgendwie. Siehst du da Anstrengungen in die Richtung?
Annika: Also es gibt ja europäische Initiativen, die auch auch Verbandsinitiativen, auch Investmentinitiativen, die da so langsam voranschreiten. Es gibt ja auch Gelder, die durch teilweise staatliche, teilweise private Mittel entsprechend mobilisiert werden. Aber das ist schon noch weit davon entfernt, es wirklich ganzheitlich und gut zu machen. Ich glaube, es ist aber auch eine große Herausforderung und ich will auch betonen, also diese Strategien, also manchmal, also da spricht jetzt vielleicht so sehr die Unternehmerin aus mir heraus, aber manchmal ist es auch einfach gut, loszulegen und Dinge zu machen, bevor es nochmal drei Jahre in die Planung von Strategien gehen. Denn auch das ist natürlich ein Risiko. Ja, jetzt haben wir das Beispiel jetzt. Denn wenn wir das mal kurz als europäisches Beispiel nehmen, da wurde ja ohne Ende geplant und detailliert ex ante reguliert. Ja, das wurden ja detailliert detailgetreu Cases reguliert, von denen wir noch nicht mal wissen, ob die in irgendeiner Form eintreffen oder ob die Sinn ergeben. Also ich glaube, wir müssen jetzt ein bisschen mehr Mut haben, schnell umzusetzen, schnell Geschäftsmodelle voran zu entwickeln. Also das ist schon sollte alles im Sinne von der Unterstützung innovativer Geschäftsmodelle sein und dann brauchen wir eine Regulierung, die da ex post und zwar schnell drauf reagiert.
Regina: Wenn der geschafft ist, also der KI Act. Da wird zwar diskutiert, dass man denen jetzt noch mal ein bisschen entrümpelt und und sonst wo, aber die haben eben Dinge reguliert, die Im Grunde jetzt schon veraltet sind und sinnfrei sind, weil die Technologie sich so wahnsinnig schnell entwickelt. Und manchmal, wenn man Menschen aus Brüssel auf Konferenzen sprechen hört zu dem Thema, denkt man die haben weiß ich nicht. Die haben das Konzept von KI noch nicht so wirklich erfasst, weil das vielleicht hauptsächlich Juristen sind, die sagen, das muss 100 % rechtssicher sein. Wie siehst du das?
Annika: Gute Frage, denn es sind nämlich gerade Anfang August die Transparenzrichtlinien in Kraft getreten für den EY. Act. Also das sind die Richtlinien, in dem dann zum Beispiel Unternehmen wie wir die KI entwickeln, an die EU reporten müssen. Ja, das hat unterschiedliche Gründe Sicherheit usw und so fort. Dazu wurde auch so ein sogenannter Code of Practice veröffentlicht, den man unterschreiben kann. Und wenn man das macht, dann muss man sich entsprechend orientieren. Ist keine Pflicht, aber wenn man es nicht macht, dann wird man extra kontrolliert, sozusagen. So, jetzt hat das mehrere Komponenten. Die eine ist, dass das Ganze Gleichzeitig zu den Sanktionen in Kraft tritt, also zu den Bestrafungen. Das heißt, man hat im Prinzip überhaupt keine Gelegenheit, sich vorzubereiten oder darauf zu reagieren. Das andere ist aber auch, dass die Kontrollinstanzen dafür überhaupt nicht da sind. Es gibt zwar so ein AI Office auf EU Ebene, aber bei der Umsetzung oder in der Reporting Richtlinie muss sozusagen national ausgeholfen werden. Und dafür gibt es zum Beispiel in Deutschland überhaupt gar keine Instanz. Also dafür ist nichts da. Das heißt, wir regulieren eine Sache, von der wir nicht wissen, wie wir sie umsetzen können. Wir hatten keine Zeit, uns darauf vorzubereiten. Und das Interessante ist dann habe ich das öffentlich kritisiert und habe dann auch direkt sozusagen dazu Feedback bekommen.
Annika: Ach Mensch, das stimmt doch gar nicht. Bestraft wird doch erst in einem Jahr. Und so weiter und so fort. Das stimmt juristisch gesehen. Also diese Sanktionen sind zwar schon da, aber werden wirksam oder sind in Kraft getreten, werden erst ein Jahr später wirksam. Aber das ist genau der Punkt, den du gerade angesprochen hast. Das interessiert ja die Wirtschaft nicht. Also ein Anwender, der irgendwie Lust hat KI Tools anzuwenden, der hört ja nur oh Gott, Sanktionen, Bestrafungen in Millionenhöhe, dann mache ich das besser mal nicht. Ob dann da juristisch im Kleingedruckten steht? Na ja, jetzt habt ihr erstmal eine Zeit lang Zeit, um euch da irgendwie ranzutasten Und die Bestrafung in Millionenhöhe findet aber erst in einem Jahr statt. Das liest ja keiner. Das heißt, das hat direkte Implikationen und Auswirkungen auf den Markt. Und ich glaube, das ist genau der Punkt, den du gerade sagtest. Das ist genau das Problem von Gesetzgebung versus Wirtschaft. Da findet keine Absprache statt. Wir regulieren eine Sache, von der wir keine Ahnung haben, und das hat direkten Einfluss und das wird nicht verstanden. Und das ist so unendlich schade, weil damit, damit. Damit. Damit machen wir im Prinzip unsere unsere Wachstumsambitionen kaputt.
Regina: Jetzt, wenn man mal überlegt dieser KI Act. Gut, also die Bundesregierung hat ja schon irgendwo im Koalitionsvertrag stehen gehabt. Also die, die Startups von heute sind die Daxunternehmen von morgen. Ja.
Annika: Die haben wir doch.
Regina: Unter diesen Umständen siehst du, dass das passieren wird.
Annika: Ja. Gleichzeitig glaube ich aber auch das, dass wir jetzt ganz schleunigst etwas ändern müssen. Das heißt 0.1, dieses Aufschieben des AI Akts. Ja, das hat ja, da muss ich auch sagen, ein Lob an unser Bundeskanzleramt und das Digitalministerium, die das ja maßgeblich angestoßen haben, das jetzt noch mal aufzuschieben, damit man Zeit hat, zum einen den Markt zu entspannen, aber zum anderen auch da wesentliche Themen zu verändern. Also deswegen auch da gute Arbeit geleistet, glaube ich ja im Rahmen dessen, was da geht, aber dann auch diese Wir brauchen jetzt ganz, ganz dringend so ein bisschen, da redet ja jeder drüber, eine neue Stimmung und ich glaube, eine neue Stimmung und diese, diese Message, dass jetzt auch Technologien angewendet werden müssen, ist ja, ist ja ein Haupttreiber.
Annika: wenn wir das aber schaffen und da so ein bisschen jetzt auch den Staat gewinnen, dass er so ein bisschen das Vertrauen in die Bevölkerung schafft, dass KI kein Risiko Thema, sondern ein Chancen Thema ist und das vorlebt, ja. Ob das sein Markt als Kunde, ob das sein mag, aber auch mit Gipfeln, die stattfinden, die ein klares Zeichen setzen, dann bin ich total optimistisch. Also, um das auch noch mal ganz klar zu sagen Ich bin sowieso optimistisch, denn sonst wäre ich längst schon wieder nach nach San Francisco abgehauen.
Regina: Apropos San Francisco und auch dort ein anderes Arbeitsklima, andere Arbeitsgesetzgebung. Du hast ja eigentlich auch einen sicheren Job haben können, wie sich übrigens ja viele Leute unter 30 wünschen. Anscheinend. Also um die 90 % würden gerne im öffentlichen Dienst oder als Beamte arbeiten, weil es so schön sicher ist. Du hättest einen schönen, sicheren Job gehabt, wenn du in deinem Familienunternehmen geblieben wäre. So wie ich das verstanden habe. Ihr macht seit 150 Jahren Drahtprodukte. Du hast dich aber entschlossen, irgendwie Mathematik und sonstige Dinge zu studieren. Und dann auch noch in Spieltheorie. Wie bist du darauf gekommen? Warum hast du das gemacht?
Annika: Also ich glaube, ich glaube erst mal zu Hause ist für uns jetzt nie so ein Thema gewesen, irgendwie Nachfolge zu. Also meine Eltern, gerade mein Vater, also mein Vater, der das Unternehmen führt, der hat uns damit eigentlich mein Bruder und mich immer ganz in Ruhe gelassen. Also es war zwar immer ein Thema, ich hatte auch immer Uni Jobs nebenbei in der Firma, alles mögliche, auch in der Produktion und das hat mir total Spaß gemacht. Aber das ist ja wirklich so ein Handwerk in dem Sinne und Produktionsmaschinen usw zu sehen oder auch daran zu arbeiten. Da habe ich viel gelernt, aber ich glaube, das hatte ich nie so auf dem Schirm, dass eine Nachfolge im Familienunternehmen überhaupt eine Option für mich ist. Und deswegen habe ich auch diesen Ehrlich gesagt ja erst relativ akademischen Weg eingeschlagen und habe diese Promotion gemacht, die ja nun sehr abstrakt war, weil meine Thematik ist ja jetzt auch jetzt nicht so nah an der Praxis. Und dann, dann hatte ich diese schöne Möglichkeit, diese Modelle, diese sehr abstrakten mathematischen Modelle mit Daten zu trainieren. Und das war der Job, den ich in den USA hatte. Das war am Anfang nur eine Masterarbeit und dann wurde daraus eine Dissertation. Und ehrlich gesagt, ehrlich gesagt ein fester Job, den ich dann vier Jahre machte dort und der mir auch wirklich viel Freude bereitete. Und ich kam damals in dieses Unternehmen, das war so ein Robotics Unternehmen, also wirklich DeepTech Company, die es auch immer noch gibt, die ganz, ganz toll wächst.
Annika: Und da habe ich, da habe ich das erste Mal so eigentlich Unternehmertum selbst wahrgenommen. Ich kannte das natürlich irgendwie von zu Hause. Eine sehr andere Form von Unternehmen. Ja, weil da musst du dir vorstellen, irgendwie, da gibt es das eben gesagt, wir haben teilweise Maschinen, die sind schon 60 Jahre alt. Ja, 60 Jahre, ja, also das ist ja doppelt so lange, wie es mich gibt. Ja, also das ist natürlich, es ist eine ganz andere Zeitdimension. Ja, teilweise. Das ist total witzig. Ja, da haben wir manchmal, wenn du eine neue Maschine bestellst in diesem Markt ist super interessant. Das dauert irgendwie zwei Jahre, bis die da ist und zwei Jahre. Das musst du überlegen. Das ist ungefähr die Zeit, die meine Firma jetzt existiert oder ein bisschen länger. Aber das sind einfach komplett andere Zeitdimensionen. Aber trotzdem hat kannte ich natürlich Unternehmertum und war dann aber als ich ähm als ich in in in San Francisco war erstmalig, weil ich eine der ersten Mitarbeiterinnen da war, erstmalig sozusagen in diesem Setting, dass ich das auch mal so hautnah miterlebt. Und in dieser Zeit habe ich mir sehr gut vorstellen können, Wie ist das denn, wenn ich selbst Unternehmerin wäre? Und witzigerweise jetzt, seit ich selbst Unternehmerin bin, kann ich mir viel, viel besser vorstellen, auch eines Tages mal das Familienunternehmen zu übernehmen, weil ich viele Themen jetzt seit seit dieser Zeit auch irgendwie mit meinem Vater besprechen kann. Weil es am Ende zwei völlig unterschiedliche Arten von Unternehmen sind. Aber am Ende sind es die gleichen Themen.
Annika: Hier fehlt eine Frage....?)
00:50:43: Wobei das natürlich jetzt nicht so ist, dass da noch niemand auf die Idee gekommen ist, das zu tun. Gleichzeitig finde ich aber nach wie vor, dass in der Regel diese mathematischen Modelle eine gute Annäherung zeigen und natürlich eine gute Basis sind, um dann Daten zu nutzen und die Ausprägungen dieser Modelle dann auch abzuzeichnen, wird tatsächlich realitätsnäher in Datensets. Deshalb also natürlich. Das wäre eine schöne Herausforderung, weil die Entscheidungen vom Digitalministerium oder von der Bundesregierung oder vom Bundeskanzleramt oder so ein bisschen modelltheoretisch abzubilden.
Annika: Aber ich glaube, das wäre ein super Promotionsthema. Also als Message nach draußen zu jedem, der über eine Promotion der Spieltheorie nachdenkt.
00:52:43: Da gibt es sehr konkrete Maßnahmen, die man da einleiten kann, dass man sieht, was gibt es eigentlich in der Forschung und wie kann ich das im Transfer dann in wirklich gut funktionierende, ökonomisch wertvolle Geschäftsmodelle verwandeln? Die drei Sachen würde ich, glaube ich, jetzt angehen im Sinne der Innovation.
00:54:24: Hier fehlt eine Frage....)
00:54:25: Danke vielmals, liebe Regina.