AufBruch - Staat neu denken.

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Wie Deutschland wieder Spitze wird

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Regina Koerner: Hallo und herzlich willkommen beim Aufbruch Podcast. Ich bin Regina Körner. Was wäre, wenn wir den deutschen Mittelstand und die Start up Szene wirklich zusammendenken? Wenn Gründergeist auf Industriekraft trifft, nicht nur in Panels, sondern viel mehr im echten Leben? Deutschland will ab 2025 in den Neustart. Das hat die Regierung Merz versprochen. Weniger Bürokratie, mehr Innovation, mehr Tempo. Aber was davon führt zu echtem Wandel? Und was bleibt? Teure, aber leere Rhetorik. Ich will wissen Wo stehen wir wirklich? Und deshalb spreche ich mit Menschen, die nicht nur Ideen haben, sondern sie umsetzen. Mit den Machern hinter den Kulissen, die zeigen, wie Wandel funktionieren kann. Mein heutiger Gast ist einer von ihnen, Dominik Gross von der Founders Foundation in Bielefeld. Das ist eine gemeinnützige GmbH, die Mittelständler und Startups zusammenbringt. Über Wissen, über Netzwerke, über echte Zusammenarbeit. Jedes Jahr lädt die Founders Foundation zur Hinterland of Things ein. Ein Festival der Zukunftschancen mitten in Ostwestfalen mit über 2000 Teilnehmern aus Start ups, Corporates, Risikokapital und Politik. Dominik kennt die Hürden gerade im internationalen Vergleich mit dem Silicon Valley oder China. Und er sagt klar Wer wirklich will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. Ich will heute von ihm wissen Was ist dran an dem Commitment der Regierung Merz, dass die Start ups von heute die Dax Konzerne von morgen sein sollen? Und was muss sich ändern, damit dieser Satz nicht nur ein schönes Zitat bleibt?

Regina Koerner: Hi Dominik,

00:01:57: Hallo! Ihr habt dieses Jahr wieder die Hinterland of Things organisiert. Erstmal Warum Hinterland?

Dominik Gross: Wir sind hier in Bielefeld und Ostwestfalen Lippe. Und das ist für mich eine Flächenregion. Nur Flächenregion. Klingt nicht so cool, wenn man eine Konferenz machen möchte. Und deswegen haben wir das als Hinterland bezeichnet. Und tatsächlich mit der Wortschöpfung abgeleitet von Internet of Things das Off Things, weil hier in der Region relativ viele Dinge noch produziert werden von Familienunternehmen. Und die Wortkreation fanden wir ehrlich gesagt ganz gut für eine Konferenz.

Regina Koerner: Genau. Und was hat. Also, ihr habt das mit Familienunternehmen. Start ups. Was ist so die Idee von dieser Konferenz?

Dominik Gross: Genau. Wir bringen eigentlich die Stärken der Region zusammen. Die alten und die neuen Stärken, muss man sagen. Also das heißt, Deutschland ist es generell ja so, dass die Flächenregionen voll sind mit diesen Hidden Champions, mit den Familienunternehmen und mit dem Mittelstand. Und die sitzen halt dann doch überall verteilt. Und Ostwestfalen Lippe ist halt irgendwie so ein Reallabor dafür, Aber die sitzen natürlich genauso rund um Karlsruhe, Nürnberg, Stuttgart, Oldenburg halt beispielhaft in diesen Flächenregionen. Und was wir hier gemacht haben, ist, dass wir angefangen haben, ein Start up Ökosystem aufzubauen, wo wir auch die neue Generation von Gründerinnen und Gründern halt um ausbilden, entwickeln und die Start ups dabei unterstützen, dass sie ihren Market fit bekommen. Und wir bringen hier auf der Hinterland of Things diese beiden Welten zusammen.

Regina Koerner: Super. Und wie hast du die Stimmung dieses Jahr wahrgenommen? Also ändert sich so die Einstellung so ein bisschen zum Unternehmertum mit der neuen Regierung, zum Gründen ist es besser oder schlechter geworden. Wie hast du das wahrgenommen?

Dominik Gross: Ich finde, generell haben wir natürlich schon eine Herausforderung, dass die Stimmung jetzt nicht so positiv ist. Man merkt einfach, dass Deutschland ein paar Jahre, ich glaube jetzt eins drei Jahre der Stagnation hinter sich hat. Und das ist ja bei den Unternehmen an der einen oder anderen Stelle vielleicht auch schon mal ein bisschen an die Substanz geht und auch die Stimmung, ich sage mal, was geopolitisch passiert, drückt natürlich einfach. Und die Medien drücken natürlich immer fleißig in die Wunde rein. Also jeden Morgen steht man irgendwie mit den drei schlechten Nachrichten auf. Und das ist natürlich, das macht sich bemerkbar. Auf der anderen Seite und das merkt man hier auf der Konferenz, hat man auch eine total positive Stimmung, weil hier natürlich einfach sich sehr viele Leute ein die machen wollen, die gestalten wollen, die Mut haben, die kreativ sind, die wollen. Und diese Leute gibt es halt durchaus auch zuhauf in Deutschland. Und deswegen fairerweise stehen wir in Deutschland auch so ein Stück weit da, wo wir sind, dass wir auf der einen Seite Probleme haben. Wir haben aber auch Lösungen und es gibt die Menschen, die diese Lösung halt auch aufbauen. Wir müssen uns viel mehr um diese Menschen kümmern.

Regina Koerner: Das ist ein guter Ansatz, weil es gab ganz viele Leute hier, die gesagt haben, auch in den Panels, in den Gängen usw. Vielen Dank Donald Trump für den netten Türöffner, dass wir jetzt endlich wieder eine Chance haben, auch mal mit einem gewissen Spirit wieder voranzugehen. Hast du das auch mal so mitgekriegt?

Dominik Gross: Ja, ich meine, ich habe es ja tatsächlich in meiner Keynote kurz gesagt. Ähm, die Wissenschaftszensur, die Trump gerade macht. Also Beispiel Harvard. Aber auch an anderen Stellen treibt natürlich viele Forscherinnen und Forscher zum Beispiel nach Europa. Also sowohl die, die in Amerika sich nicht mehr entfalten können, aber auch andersrum Die, die sonst nach Amerika gegangen wären und jetzt vielleicht eher nach Europa kommen. Also das ist eine totale Qualität, wo Europa eigentlich mit offenen Armen dastehen sollte, um entsprechend diese Forscher auch hierher zu holen und mit denen gemeinsam natürlich spannende Transfer Projekte, Produkte und vielleicht auch neue DeepTech Start ups zu entwickeln.

Regina Koerner: Siehst du denn da irgendwie regierungsseitig? Also was? Die Verordnung, was die Möglichkeiten überhaupt das Land zu betreten, eine Professur hier anzugehen oder eben irgendwas zu gründen. Hast du da schon. Es wird ja da schon eine ganze Weile drüber gesprochen. Das ist super. Die kommen alle jetzt zu uns, diese tollen Wissenschaftler. Aber wird denen die Tür auch aufgemacht? Wird der Teppich ausgerollt? Sieht man da schon irgendwas aus deiner Wahrnehmung?

Dominik Gross: Naja, also zumindest ich meine, fangen wir jetzt erstmal an, das so ein bisschen der Baldrian ähm wieder weggestellt wurde aus den letzten Monaten. Aber das ist natürlich schon schwierig. War in der Zeit, wo die Regierung zusammengebrochen ist und der Wahlkampf stattfand und dann die Koalitionsgespräche usw. Da muss man sich ja ehrlich gesagt einfach auch mal vorstellen, was in der Zeit einfach parallel in Amerika passiert ist. Ja, also das ist, da ist die Welt einfach innerhalb von kurzer Zeit komplett auf links gedreht wurden. Und hier ist fairerweise kaum was passiert. Also Stillstand. Und natürlich ist es jetzt so, dass die Bundesregierung sich viel vorgenommen hat, viel Geld auch aufgenommen hat und jetzt müssen die halt die Ärmel hochkrempeln und liefern.

Regina Koerner: Stichwort Koalitionsvertrag. Also aus der Start up Szene heißt es ja, dass viele Forderungen von den Start ups da wirklich schon fast verbatum aufgenommen worden sind. Und ihr habt ja auch dazu eine klare Haltung. Was ist die Haltung von euch?

Dominik Gross: Letztendlich ist es so, dass also der Koalitionsvertrag fängt ja an, glaube ich, mit diesem, mit diesem Satz Start ups sind die Hidden Champions und DAX Konzerne von morgen. Das ist erst mal eine Bekenntnis, eine Bekenntnis, die natürlich super ist. Nachher geht's aber trotzdem einfach darum zu machen. Also ich zum Beispiel halte relativ wenig von ständig darüber zu reden, dass wir in Deutschland alle Zutaten haben, die wir brauchen, sondern viel mehr halte ich was davon, dass wir uns um die Macherinnen und Macher kümmern. Und wir haben hier schon auch tolle Start ups. Wir haben tolle Lösung. Wir haben aber auch tolle Corporates, die die Innovationen vorantreiben. Wir konzentrieren uns nur viel zu selten auf diese guten Beispiele.

Regina Koerner: Wie sieht es denn aus? Zum Beispiel zum Thema Bürokratieabbau, also dass man Start ups an einem Tag endlich mal gründen soll. Wir haben hier auch so ein Beispiel gehört. Da hat jemand eine GmbH gegründet, hat drei Monate gedauert, 60.000 € für den Notar und dann noch mal Monate, bis es dann irgendwo wieder registriert war. Also diese Idee eines Start ups an einem Tag ist ja brillant. Was fällt dir dazu ein?

Dominik Gross: Ob die Idee brillant ist? Das war sie vielleicht vor zehn Jahren mal? Ja. Also jetzt ist es eher eher überraschend, dass es immer noch nicht passiert ist. Und da gilt für mich ganz klar Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. Und das muss jetzt einfach passieren. Es ist relativ einfach und man muss die Barrieren aus dem Weg schieben und muss das umsetzen. Und die.

Regina Koerner: Passieren. Siehst du das?

Dominik Gross: Also ich habe mir vorgenommen, tatsächlich, dass ich bei der nächsten Hinterland of Things Konferenz im Jahr 2026, im Juni am Vorabend Dinner irgendeine UK Gründe und auf der Party abends tatsächlich dann die Bestätigung bekomme, dass alles erledigt ist und die.

Regina Koerner: Heißt.

Dominik Gross: Was die UK eingetragen ist. Also okay, ist ja die kleine GmbH und dann wollen wir mal sehen, ob das dann in den 365 Tagen wirklich auch passiert.

Regina Koerner: Was ist denn so ein anderes wichtiges Thema? Zum Beispiel Capital Markt Phineo Europäischer Kapitalmarkt, weil es ja immer noch die Sache ist Venture Funds zu viele, zu klein. Das Geld ist nicht in der ausreichenden Menge da, um wirklich große Gründungen zu machen, Große Firmen anzuziehen, weil wir hier investieren, will, der sucht ja nicht unbedingt ein deutsches Start up oder so, die gucken nach Europa, wenn sie aus der Welt gucken, von Japan aus oder so.

Dominik Gross: Was ja erst mal okay ist. Also ich finde, wir sollten aus Deutschland heraus schon lernen, dass man zumindest European Market Leader aufbaut. In bestimmten Bereichen wird es wahrscheinlich sogar so ein Single Market in Europa geben. Wenn man sich jetzt so ein bisschen die weltweite Lage anguckt ich würde gar nicht sagen, dass kein Geld da ist, sondern man allokiert das Geld nicht an den richtigen Stellen. Was sind die richtigen Stellen? Ich meine, wir haben so was ja ehrlich gesagt auch. Bekannt ist, dass zum Beispiel aus den Pensionskassen heraus in anderen Ländern natürlich investiert werden kann. Wir verzichten auf diese Renditemöglichkeit, was irgendwie anstatt Win win eine Lose lose Situation ist. Das lässt sich mit Sicherheit ändern. Ich finde, das wäre eine gute Idee, Stiftungskapital zugänglich zu machen. Das heißt von Deutschland hat eine durch den Mittelstand und die Familienunternehmen halt auch eine, ich muss fast sagen Jahrhunderte Tradition. Die Unternehmen sind ja alle dann doch ein bisschen länger da, sind älter, da sind mehrere Generationen am Werk und oftmals ist über die Generationen und das Erbe auch eine Stiftungslogik entstanden mit großen und kleinen Stiftungen. Und dort liegt Vermögen. Und dieses Vermögen könnte zu Teilen auch in Risikokapital angelegt werden.

Regina Koerner: Warum passiert das nicht? Oder was müsste passieren, damit das passiert?

Dominik Gross: Warum das nicht passiert, muss die Politik fragen.

Regina Koerner: Ist das einfach gesetzlich verboten?

Dominik Gross: Ja, ganz genau. Also es ist ja in dem Fall einfach so, dass die Vorgaben so sind, also in beiden Fällen sogar, dass das gesetzlich nicht funktioniert oder zumindest so kompliziert ist, dass die Leute, die in der Exekutive sind, dafür davon die Finger lassen, weil das Risiko dann einfach so groß ist, dass man selber dafür haftbar gemacht wird. Also wenn ich jetzt an das Stiftungsvermögen denke und das muss man natürlich einfach entsprechend ändern.

Regina Koerner: Und das ist natürlich in anderen Ländern USA selbstverständlich möglich. Schon lange. Schon immer, oder?

Dominik Gross: Ja, total. Die haben da eine komplett andere Struktur. Das funktioniert ja komplett anders. Und nachher? Ich meine, wir müssen ja nicht immer alles gleich machen wie die Amerikaner und vor allem jetzt nicht. Es ist irgendwie ganz gut, wenn man seine eigenen Lösungen findet. Aber nachher muss man einfach verstehen wo liegt das Geld und wo sollte man es investieren, damit entsprechend da tatsächlich auch so eine Art freiwillige Danke rauskommt?

Regina Koerner: Und wohin sollte das Geld dann gehen, wenn es denn mal kommen würde? Gibt es da spezielle Vorstellungen, die du hast?

Dominik Gross: Du meinst außer Stefanos Foundation? Ja.

Regina Koerner: Genau.

Dominik Gross: Na ja, also, ich meine, nachher ist es. Also, es kommt immer darauf an, welche Gelder man wohin allokiert. Aber ehrlich gesagt, wir haben mehr Probleme und dementsprechend mehr offene Töpfe, die Geld reingestopft werden sollte als. Als wir dann tatsächlich doch Geld haben im Start up Bereich, ist es so, dass wir schon eine Herausforderung haben in den späteren Phasen. Also man sieht schon oft, dass wenn es um Spitzentechnologien, um DeepTech geht, dass die größeren Runden dann mit den amerikanischen Investoren zum Beispiel gemacht werden.

Regina Koerner: Welche Rolle könnte denn der Staat dabei spielen, gerade bei sowas? Also in Amerika sind ja auch über staatliche Investitionen viele Start ups im Silicon Valley groß und mächtig geworden. Alle, glaube ich, die wir jetzt kennen. Heutzutage hätte der Staat da auch eine Verantwortung, nicht zu definieren, was bei etwas herauskommen muss, sondern einfach sagen Kümmert euch um dieses Thema, zum Beispiel Raumfahrt zum Beispiel Quantum oder sowas.

Dominik Gross: Ja, ich meine, also im Grunde muss man ja schon sagen, dass der Staat an der einen oder anderen Stelle ja mittlerweile schon anfängt zu investieren. Ich bin mir nicht immer sicher, wie strategisch das wirklich ist, aber wenn es zum Beispiel um die Chip Industrie geht. Also wir haben ja bei der Hinterland Black Semiconductor zum Beispiel auf der Bühne und die.

Regina Koerner: Machen.

Dominik Gross: Was, die sind tatsächlich in der Chipindustrie. Also eines der deutschen Rennpferde, würde ich sagen. Also nicht als Konkurrenz zu Nvidia. Dafür ist Nvidia wahrscheinlich zu weit weg. Aber um tatsächlich.

Regina Koerner: Riesige weltweite führende Konzern für Chips für Hightech Chip.

Dominik Gross: Hoch Hightech Chips. Korrekt? Genau. Und Semiconductor hat halt eine Produktinnovation in dem Bereich und wird mit Sicherheit hoffentlich eine gute Nische des Marktes auch abdecken können. Und die haben tatsächlich auch in Kombination VentureCapital und eine staatliche Förderung aus dem Land NRW und auch vom Bund entsprechend eingeheimst eingeheimst, um das weiter voranzutreiben. Ich glaube es sind in Summe sogar 250 Millionen €, also nicht unerheblich. Aber trotzdem müssen wir im Blick behalten, dass auf der einen Seite Sinn macht, dass der Staat seine Aufgaben erfüllt. Stichwort Wien Initiative. Die haben Habeck und Lindner Wien Initiative. Die haben Habeck und Lindner ja noch ins Leben gerufen.

Regina Koerner: Das heißt, Wien heißt in dem Zusammenhang ja.

Dominik Gross: Ob das wirklich für Gewinn steht, wird sich dann noch mal die Frage gestellt sein Nein, es geht darum, dass tatsächlich der Staat Gehebelt mit privaten Geldern Investment Geld zur Verfügung stellt, um idealerweise auch die Investment und Fondsstruktur in Deutschland und darüber hinaus zu unterstützen, damit auch in Deutschland in der späteren Phase gut investiert werden kann. So, und das ist ja durchaus der richtige Weg.

Regina Koerner: Und wie weit ist der gediehen, der Weg?

Dominik Gross: Ja, ich meine, dass also solche Sachen muss man ja fairerweise sagen. Also ich finde die Initiative gut und es ist wichtig, natürlich dort auch die Sachen auf die Beine zu stellen, weil diejenigen, die es machen müssen, natürlich dann auch erstmal dafür sorgen, dass sie privates Geld auch dafür einholen, was damit gehebelt wird. Und das dauert nun mal auch. Ich finde aber, das dauert auch privat. Also in solchen Fällen würde ich jetzt den denjenigen, die es machen, überhaupt keinen Vorwurf aussprechen. Man könnte vielleicht darüber diskutieren, ob man so was nicht hätte längst machen müssen. Und natürlich kann man auch diskutieren, ob man nicht bestimmte Technologiefelder oder auch bestimmte neue Märkte strategischer bespielen. Das machen ja andere Länder auch. Also da gibt es ja durchaus auch Möglichkeiten. Aber manchmal bin ich auch ein Freund davon, dass es auch hilft, wenn der Staat die Finger davon lässt und die Unternehmer einfach mal machen lässt.

Regina Koerner: Und lässt er sie genug machen zurzeit oder nicht so wirklich?

Dominik Gross: Ja, das ist. Ich meine, wir haben ja schon. Ich will auf dem Thema Bürokratie und Regulatorik nicht herumreiten, aber das ist natürlich einfach schon ein Thema, wo man sagt, es ist nicht irgendwie der Happy Standortfaktor, wenn man sich damit auseinandersetzen muss.

Regina Koerner: Ja, das stimmt. Dann lass uns noch mal eben kurz über die Founders Foundation Founders Foundation sprechen. Ihr seid ja eine Non Profit Organisation. Eine Stiftung Foundation vor neun Jahren.

Dominik Gross: Ungefähr gGmbH. Tatsächlich? Foundation ist ein bisschen doppeldeutig, also könnte man mit Stiftung übersetzen. Ich übersetze es häufig mit dem Fundament für die Gründer.

Regina Koerner: Mit dem Genau Und was? Was ist das Fundament für die Gründer? Was macht die Founders Foundation, außer dass sie eben von dort aus die Hinterland Konferenz organisiert? Aber ihr macht ja auch noch ganz andere Sachen.

Dominik Gross: Genau. Also wir haben praktisch für uns eine Mechanik aufgebaut, wo wir vom Einzeltalent bis zum fertigen Startup Modular die Kette abdecken, um Gründerinnen und Gründer zu unterstützen mit einem People First Now Equity Ansatz. Das heißt, wir konzentrieren uns auf die Menschen und nehmen keine Anteile an dem Unternehmen. Das ist das Gemeinnützige, dass wir wirklich die Leistung, die wir stellen, kostenlos zur Verfügung stellen. Also der Anspruch ist dann eher im Sinne der Generationengerechtigkeit dafür zu sorgen, dass die erfolgreichen Teams und die erfolgreichen Gründer ihr Wissen weitergeben an die nächste Generation. Also so eine Art Generationenvertrag quasi. Genau. Dann geht es darum, dass wir mit niedrigschwelligen Workshopformaten anfangen. Cofounder, Matchings, Ideation, Workshops, Business to science to Business Businessgedanken, dass wir Wissenschaftler auch ein bisschen dabei unterstützen wollen, mal drüber nachzudenken, ob es nicht Sinn macht, ein Unternehmen zu gründen. Und das geht dann so weit, bis ein Startup dann halt ein fertiges Produkt am Markt hat. Investorengelder einsammeln kann oder entsprechend auch so viel Umsatz verdient, dass die dann selber erst mal ihre eigene Miete zahlen können.

Regina Koerner: Super. Und wie komme ich da hin? Also kann da jeder kommen vom Abi, der eine gute Idee hat? Oder doch lieber schon Leute, die ein bisschen weiter sind? Wie kommt man zu euch? Wie findet man den Weg?

Dominik Gross: Genau, er kommt, kann erstmal jeder. Wir machen das aus Bielefeld heraus. Man muss nicht immer Vollzeit vor Ort sein, Aber ich habe die Überzeugung, dass eine andere Dynamik entsteht, wenn man mit den Leuten auch mal in einem Raum unterwegs ist, weil Dinge sich halt doch nicht nur über Calls klären lassen, sondern manchmal sind es halt die die vielen kleinen Dinge, die dazwischen passieren und die einen dann deutlich schneller werden lassen. Und dann ist das vollkommen okay, dass man entweder 16 ist und die, ich sage mal staatliche Schule und staatliche Universität noch nicht alle Kreativität und den unternehmerischen Mut erstickt hat. Und genauso okay ist es aber, wenn du irgendwie ein paar Jahre lang in einem Unternehmen arbeitest und jede gute Idee in die Schublade deines Chefs geschoben hast und dann sagst Ich will es jetzt mal selber ausprobieren. Also von. Bis.

Regina Koerner: Von. Bis. Okay. Wie? Wie ist deine Wahrnehmung? Du hast ja auch heute in deiner Keynote über Produktivität gesprochen. Also wenn man gründen will. Ich glaube, da mit Work Life Balance und Nine to Five und donnerstags um vier nach Hause und so, das klappt wahrscheinlich nicht so wahnsinnig gut. Also wenn man gründet eigentlich alle die darüber. Alle Gründer, die man so spricht, sagen 60 bis 80 Stunden oder 120. Oder Ich zähle am liebsten gar nicht, ne? Wie siehst du da auch so ein Gap, dass an Energie? Wie ist deine Beobachtung über die letzten Jahre?

Dominik Gross: Naja, also erst mal hilft es. Vor allem, wenn man keine Stunden zählt. Weil nachher, wenn du ein Unternehmen gründest, sollte der Leitsatz gelten Do what you love? Das sollte die Depeschen sein und darin solltest du aufgehen. Du solltest Lust auf die Idee haben. Du solltest Lust auf die Menschen haben, mit denen du das machst und irgendwie den inneren Antrieb und die Vision haben, dass du etwas verändern möchtest. Weil dann hast du keine Stechuhr da und kannst irgendjemand erzählen, wie viele Stunden sind es dann eigentlich wirklich?

Regina Koerner: Aber glaubst du, dass diese Energie da ist? Also ich meine, wir sind weit zurückgefallen in Produktivitäts Output USA sowieso, aber auch in Europa. Da sind wir ziemlich weit hinten. Ähm, meinst du, diese Energie ist da auch für die Zukunft? Weil wir brauchen ja mehr Leute mit Energie und weniger.

Dominik Gross: Ja, definitiv. Wir brauchen mehr Leute, die. Also die spannende Frage ist, ob die Gründerinnen und Gründer daran schuld sind, dass die Produktivität zurückgegangen ist oder ob es eher das bequeme Leben ist, weil uns das einfach über 203040 Jahre jetzt sehr, sehr gut ging und es dann durchaus auch okay war, wenn man in größeren Unternehmen seine irgendwie 37 Stunden gemacht hat, mit 30 Tagen Urlaub und jeden Feiertag und ähm, eigentlich das wichtig war, um viermal im Jahr in Urlaub zu fahren. Und wenn man weiß, dass man irgendwie gerade in Ägypten war, dass man sich schon wieder über Mallorca Gedanken gemacht hat. Also was ich damit sagen will Es hat gar nichts gegen den Lebensstil oder Kritik an den Lebensstil zu tun, sondern für mich ist eher wichtig, dass man sich natürlich ein bisschen damit auseinandersetzt Was will man erreichen? Und wir müssen jetzt einfach schlicht wieder mehr tun, wenn wir nicht den Anschluss verlieren wollen. Weil das ist ja auch eine Art der Lebensqualität, die wir uns erhalten wollen. Weil, wenn irgendwie so ein Stück weit Freiheit, Demokratie und und ich sage mal die Art und Weise der Kultur, das bei uns eigentlich die Stärkung des Rechts gilt und nicht das Recht des Stärkeren. Dass wir uns sowas erhalten, müssen wir halt auch ein bisschen uns dafür einsetzen. Und das funktioniert halt leider nicht immer nur in dem man auf die Straße geht und laut ist, sondern indem man manchmal auch einfach Sachen macht.

Regina Koerner: Okay, apropos Sachen machen. Du machst die Founders Foundation jetzt seit neun Jahren, glaube ich. 2016 gegründet 2018. Hier die erste Konferenz. Was war dein Weg dahin? Von wahrscheinlich irgendwas Gemütlichem oder so?

Dominik Gross: Dass wir überlegen, ob das wirklich tendenziell so gemütlich war. Ich habe tatsächlich lange für die Bertelsmann Stiftung gearbeitet. In verschiedenen Positionen, habe dort zuletzt das Vorstandsbüro ein Gremienbüro, heißt es, im Stiftungsdeutsch verantwortet. Und dort halt auch eng mit der Unternehmerfamilie zusammengearbeitet. Und da ist die Idee entstanden, dass die Bertelsmann Stiftung gesagt hat mit der Familie lassen wir mal testen möchte, ob man nicht irgendein gutes Konzept findet, um die nächste Generation von Gründerinnen und Gründern wieder unternehmerischer zu aktivieren. Und damals habe ich den Finger gehoben und habe gesagt Lass uns doch mal gucken, wo das auf der Welt funktioniert und wo nicht und was wir daraus lernen können. Und am Ende stand die Ausgründung.

Regina Koerner: Ja super, aber das hast du auch nicht geschafft. Mit 30 Stunden die Woche und 40 Urlaubstagen im Jahr, oder?

Dominik Gross: Nee, also das ist das, was ich eben meinte. Für mich war das einfach totale Passion. Also ich fand die Themen spannend. Ich freue mich über. Über die Kulturen, über die Personen, mit denen man zu tun hat. Ja, und es ist einfach. Manchmal ist das ja selber wie Urlaub, wenn man diese Begeisterungsfähigkeit abbekommt von den von den Gründerinnen und Gründern. Und das hat mich halt getragen. Und klar ist das manchmal so, das gebe ich auch offen zu. Wenn jetzt die Hinterland Xing vorbei ist, dann merkt man irgendwie auch eine körperliche Erschöpfung und vielleicht auch eine soziale Müdigkeit nach so vielen Kontakten. Das geht dann auch nicht spurlos an mir vorbei. Aber im Grunde ist und auch ich mag gerne Urlaub machen. Also auch das gehört dazu. Aber für mich ist das halt einfach wichtig, dass ich mich dann von meiner Passion auch treiben lasse.

Regina Koerner: Okay, Passion ist ja schon mal gut. Jetzt bist du von. Von der Ausbildung her bist du was?

Dominik Gross: Ja, gute Frage. Das habe ich eigentlich gelernt. Also, ich habe studiert, bin Ökonom. Okay, im Abschluss. Und ich weiß nicht, ob mich das in irgendeiner Form befähigt, das zu tun, was ich gerade mache.

Regina Koerner: Du bist ja jetzt auch eigentlich ein Gründer. Also, was heißt eigentlich, Du bist ein Gründer? Ihr habt was gegründet, hier und Seed aufgezogen.

Dominik Gross: Genau das sage ich auch ganz offen. Ein seichteren Einstieg als vielleicht andere. Weil wir vom Start an mit der Bertelsmann Stiftung einfach einen herausragenden Unterstützer hatten. Und dann ist das natürlich sehr viel leichter damit, das auch anzuschieben, als wenn du von Null anfängst und irgendwie jeden Abend überlegen musst, dass dein Kühlschrank noch voll genug ist, damit du morgens frühstücken kannst.

Regina Koerner: Okay, dann würde ich sagen, so als Abschluss hätte ich noch mal die Frage Wenn du jetzt an unsere neue Regierung in Berlin denkst, was sind die drei Sachen? Wirklich drei Sachen, die wirklich, wirklich innerhalb der nächsten sechs Monate passieren müssen.

Dominik Gross: Ich würde sagen, auf Platz eins ist Walk Your Talk. Also im Koalitionsvertrag sind viele Dinge angerissen und fairerweise Klarerweise lechzten wir doch alle danach, dass wir jetzt endlich mal anfangen, diese Dinge umzusetzen. Und manchmal ist es glaube ich auch okay, wenn ich alle Sachen 110 Prozentig klappen. Aber wir wollen, wir wollen auch alle sehen, dass das da jetzt mal was passiert, dass da Bewegung reinkommt und dass nicht irgendwelche Plattitüden rausgehauen werden, sondern dass man jetzt daran arbeitet, dass sich wirklich etwas verändert. Und in dem Sinne wäre Nummer eins für mich Walk Your Talk.

Regina Koerner: Und die Nummer zwei und drei.

Dominik Gross: Genau zwei Nummer zwei, um es konkret zu machen, Was wir eben schon gesagt haben Die 24 Stunden Start up Gründung will ich sehen. Okay, und Nummer drei Positivität. Ich finde, dass ich mich immer extrem konzentrieren muss, mit diesen so eine Resilienz zu haben gegenüber diesen ganzen negativen Nachrichten und der finde ich, trägt ehrlich gesagt die Presse schon ihren Teil dazu bei. Aber Politik ist dabei auch nicht unschuldig. Also Wenn ich daran denke, was die CDU und auch unser Bundeskanzler im Wahlkampf und danach an der einen oder anderen Stelle gemacht hat, dann darf man sich natürlich auch nicht wundern, wenn das alles auf ihn einprasselt. Aber natürlich ist das extrem anstrengend, finde ich, wenn man tagtäglich damit konfrontiert wird. Von daher eine Positivität zu haben und dann auch diese Positivität, so ein Stück weit zu leben und die positiven Dinge nach vorne zu stellen, das wird uns allen gut tun.

Regina Koerner: Okay, dann noch mal auf deinen 0.2 zurückzukommen. Eben die Gründung an einem Tag. An welches Ministerium oder welche Behörde oder wen denkst du da? Oder sind da wieder 100 Leute zuständig?

Dominik Gross: Ja, das darf nicht unser Problem sein, wenn ich ehrlich bin. Also da müssen die sich drum kümmern, dass dort nicht zwischen den Raumfahrtministerien im Wirtschaftsministerium und den Digitalministerium diese Sachen ausgehandelt werden. Das bringt mich auf 0.1 Walk the Talk. Also das ist. Wir wollen Digitalisierung. Und das erste, was wir machen, gründen ein neues Ministerium. Das mag sinnvoll sein, aber es ist definitiv nicht die Antwort okay, sondern die müssen die jetzt liefern. Und von daher, und das ist doch das Wichtige, das müssen Unternehmen genauso lernen, dass Entscheidungen nicht mehr getroffen werden, indem das durch 18 Abteilungen geht, Weil dann hat man nämlich immer auch die Verhinderer dabei und keiner will Verantwortung übernehmen. Genau so und das. Dafür müssen wir halt andere Wege finden und dafür müssen wir dann aber auch und das ist das Faire mit den Politikern, die Verantwortung übernehmen, auch so umgehen, dass wir diese Verantwortung wertzuschätzen wissen. So, und da sind die Medien dann wieder in der Verantwortung und wir als Gesellschaft und das müssen wir einfach lernen in dieser Demokratie, damit wir dort auch wieder leistungsfähig werden.

Regina Koerner: Ja, super. Also ich versuche ein bisschen hier die gute Nachricht und das positive Denken zu verbreiten. Wir werden auf jeden Fall in Berlin mal nachhaken, gerade was diesen Punkt der Gründung an einem Tag betrifft. Also da bleiben wir dran und werden hier auch weiter darüber berichten. Und dann würde ich sagen erstmal ganz, ganz herzlichen Dank. Dominik Das war super spannend.

Dominik Gross: Vielen Dank! Regina Vielen Dank!

Regina Koerner: Und das war sie schon, die erste Folge von Aufbruch. Wenn Sie auch Teil des Aufbruchs sein möchten, dann helfen Sie uns gerne, viele Mithörer und vielleicht auch Mitstreiterinnen zu finden. Teilen Sie diese Folge gerne in Ihrem Netzwerk? Geben Sie uns fünf Sterne auf Apple oder Spotify, senden Sie Feedback und wenn Sie uns über Sponsoring oder Werbung unterstützen möchten, dann wäre das toll. Alles dazu gibt es in den Shownotes. Wir bleiben dran. Für den Wandel. Also bis zur nächsten Folge. Ihre Regina Körner.

Über diesen Podcast

Deutschland steht am Scheideweg.

Wird die Regierung Merz die größte Reformchance seit Jahrzehnten realisieren - oder bleibt es weiterhin bei leeren Versprechungen?

Dies ist ein Podcast für alle, die sich Gedanken um die Zukunft in Deutschland machen - ob sie selbst in Politik, Gründertum, Wirtschaft oder Verwaltung unterwegs sind - oder, ob sie nur das ungute Gefühl beschleicht, dass es vielleicht nicht so weitergehen kann, wie bisher.

Deshalb fragt AufBruch fragt nach:
- Gibt es endlich Zeichen, dass Entbürokratisierung und Digitalisierung wirklich kommen?
- Wie können Innovationen in Deutschland bleiben, anstatt z.B. in die USA zu gehen?
- Welche Bedeutung hat KI für die Wirtschaft der Zukunft in Deutschland und Europa?
- Warum braucht es Wirtschaft und Kapital, damit der Wohlstand hierzulande für die Zukunft gesichert wird?

Und warum ist das so wichtig für alle?

Wichtig auch für diejenigen, die aktuell mit Technologie, Politik oder Wirtschaft nichts zu tun haben, aber doch glauben, sie möchten gern mehr darüber wissen, weil Deutschland nun wirklich vor der viel diskutierten Zeitenwende steht?

Die Regierung Merz hat bei Amtsantritt versprochen: Jetzt wird alles anders.
Aber was passiert wirklich?

Wir sprechen mit Menschen, die aus erster Hand wissen, wo Blockaden und Hindernisse Erfolg ausbremsen und die ganz persönlich und ganz emotional engagiert sind, weil sie Gründer oder Unternehmerinnen sind, Risikokapitalgeber oder KI-Expertinnen, oder Expertinnen und Entscheidungsträger. Dazu gehören die deutsch-amerikanischen Geoanalystin und Autorin Sandra Navidi, KI-Bundesverband Vorständin und Empion Mitgründerin Annika von Mutius, der Risikokapitalgeber Hendrik Brandis von EarlyBird, der Seriengründer und Mitinitiator der Initiative "Unternehmer in Bewegung" Josef Brunner. Und die Autorin und Ökosystemexpertin Deepa Gautam-Nigge von SAP.

Wir beleuchten Themen, die sonst oft nur in Fachkreisen diskutiert werden. Und
wollen nach sechs Monaten bei der Politik nachfragen, was konkret in Angriff genommen bzw. umgesetzt wurde.

Wir denken: Jeder muss jetzt seine Stimme erheben, wenn er möchte, dass der Wandel endlich passiert.

Daher danken wir unseren Unterstützer:innen der ersten Stunde: BeyondGlobal, Unternehmer in Bewegung, Zukunftswiesen und FoundersFoundation.

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Wir bleiben am Ball - für den Wandel!

von und mit Regina Koerner, professional-podcasts.com

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